Bibliographie
1957 Michel Seuphor "Lexikon der abstrakten Malerei", Zürich
1958 Franz Roh "Geschichte der deutschen Kunst", München
1958 Vollmer "Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts" IV., Leipzig
1961 Wolfgang Stubbe "Graphik des 20. Jahrhunderts", Berlin
1964 "Les peintres célèbres contemporains", Paris
1966 Otto Stelzer "Kunst und Photographie", München
1966 Will Grohmann "Kunst unserer Zeit", Köln
1966 John A. Thwaites "Mit zweierlei Maß", Frankfurt
1972 Paul Raabe "Westermann: Welt, Kunst, Kultur", Braunschweig
1973 Helmut Heißenbüttel "Gelegenheitsgedichte & Klappentexte", Darmstadt
1974 Juliane Roh "Deutsche Kunst seit 1960 Druckgraphik", München
1977 "Graphik im 20. Jahrhundert" Griffelkunst, Hamburg
1982 Carl Vogel "Lexikon der Druckgraphik", München
1982 "Deutsche Radierer der Gegenwart" Athenäum, Königstein
1985 René Drommert "Der Aquarellist Armin Sandig" Universitas, Stuttgart
1986 "ZEN 49", Katalogbuch der staatlichen Kunsthalle, Baden-Baden
1987 Andreas Mäckler "Was ist Kunst?" Dumont, Köln
1989 "Wohlfeile Kunst", Mainz
1989 Helmut Heißenbüttel/H. D. Flemming - Kampnagel, Hamburg
1990 Walter Jens/Michael Sauer - Galerie Sauer, Schweinfurt
1992 Max Bense/Peter Anselm Riedl
1992 Michael Sauer "Szenenwechsel", Leipzig
Eigene Publikationen
1950 An Tag geben von Gaede, C. Henneberg, A.Sandig. H0f/Gedruckt bei Paul Kölbel vorm. Lucas & Brecheis/Lithographie/Buch- und Steindruckerei im Jahre des Herrn MCML.
1959 Mappe mit vier Radierungen (eine davon farbig), Schmücking, Braunschweig. Vorwort Otto Stelzer.
1960 "Störche ziehend" Mappe mit acht Farblithographien zu einem Gedicht von J. G. Böhler, Paris.
1961 "Deklination der Aquatinte" Kassette mit zehn Farbradierungen Brusberg, Hannover. Einleitung Alfred Hentzen.
1961 "Roman", 21 Lithographien.
1962 (zum Teil farbig) zu/mit/aus einem Text von Helmut Heißenbüttel Brusberg, Hannover. Einführung Will Grohmann.
1963 "Landstriche und Seestücke" Mappe mit fünf Radierungen Jährling, Wuppertal. Vorwort Will Grohmann.
1969 "11 x 6" Mappe mit elf Schwarz-Weiß-Radierungen, Selbstverlag Hamburg.
1971 "Helmut Heißenbüttels allerneueste Abhandlung über den menschlichen Verstand erleuchtet von Armin Sandig", Kassette mit sieben Radierungen (drei davon farbig), Steintor-Verlag, Hannover.
1975 "Drei Versuche mit Göttinnen" Suite von drei Farbradierungen zu eigenem Text. Steintor-Verlag, Hannover.
1985 "Von Liebeskunst" 26 Offsetlithos (meist farbig) zu einem Text von Heißenbüttel, Maximiliangesellschaft (Druck Christians).
1994 "An den Abgründen des Geschehens - Ein Versuch, sich Hans Henny Jahnn zu nähern." Kassette mit fünf Schwarz-Weiß-Radierungen und einem Essay von Armin Sandig, Hamburg.
Geschriebener und gezeichneter abentheuerlicher Kalender – 10 Lithos mit Gedichten
Öffentliche Sammlungen
Stedelijk Museum, Amsterdam
Städtische Kunstgalerie, Bochum
Kunsthalle Bremen
Sammlung Kley, Dortmund
Städel'sche Kunstsammlungen, Frankfurt/M.
Hamburger Kunsthalle
Kestner-Museum, Hannover
Pfalzgalerie, Kaiserslautern
Museum Ludwig, Köln
Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld
Städtische Kunsthalle, Mannheim
Staatliche Graphische Sammlungen, München
Schurz Foundation, New York
Germanisches National-Museum, Nürnberg
Städtische Galerie Schloß Oberhausen
Oregon-State-University
Kunsthalle Recklinghausen
Staatsgalerie Stuttgart
Museum Ulm
Märkisches Museum, Witten
Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel
Städtische Sammlung Schweinfurt
Museum Pachen, Gerbach/Mainz
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen
Schloss Gottorf
Museen der Stadt Aschaffenburg
Kunstmuseum Bayreuth
Städtische Sammlung Hof |
|
Armin Sandig
Wie ich zur Malerei kam und -vielleicht auch- warum...
Mit 16 beschloß ich, Maler zu werden. Naturstudien auf eigene Faust. Daneben in Postkartenformat Versuche mit Abstraktion und ungebrochener Farbigkeit. Selbst angeriebene, angerührte Farben. 1945, '46, '47 gab's Tuben nur auf dem Schwarzmarkt. Dafür einmal die Konfirmations-Armbanduhr eingetauscht. Malgründe: Packpapier und Kistenbretter. Auch Wäscheschrankbretter mußten daran glauben.
Turbulenzen mit den Eltern. Darum mit 18 (mehr oder weniger) auf eigenen Beinen. Erstes eigenes Geld mit Film-, Theater- und Kunstkritiken für Oberfränkische Volkszeitung. Schrieb zu scharf. Leser-Protestbriefe, Hausverbot in Kinos. Auch Verriß einer Kohlhoff-Ausstellung verursachte Aufregung.
1946 und ’47 erste Ausstellungen mit Künstlerkollegen (Werner Krüger, Ernst Weil und Gottfried Wiegand) in Hof. Entrüstungsstürme. „Malern solcher Bilder müßte man die Lebensmittelkarten entziehen!“ O-Ton einer katholischen Jugendgruppe.
Bürgerschreck.
Ach, die Verrücktheiten der Jugend: tagsüber gemalt, nachts bis zum Morgengrauen und Nesselfieber geschrieben. Gedichte und ein dickleibiger, selbstillustrierter Roman. Man war eben ein Genie! - und war man’s nicht, so mußte man sich eben dazu durchringen.
1946 wird Xaver Fuhr (als erster moderner Maler) an die Münchener Kunstakademie berufen. Ich bewarb mich. Er wollte mich. Jedoch eine politische Intrige: Wechsel im Kultusministerium, von SPD (Fendt) zur Bayernpartei (Hundhammer) verzögerte den Antritt von Fuhrs Professur um Jahre. Durch Franz Roh inzwischen Einzelausstellungen in München. Zudem Werner Gilles kennengelernt, von dem (ohne Lehrer-Schüler-Verhältnis) Wesentliches gelernt. Deshalb Verzicht auf Akademie-Besuch. Und so bis heute Autodidakt: Zeichnen, Kochen, Radieren, Ski-Fahren, Malen etc. alles selbst beigebracht. Einfach durch genaues Hinschauen.
1948 zahlreiche Versuche, in München eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Schließlich Dachkammer in einem Vorort (Neu-Aubing). 15 DM pro Monat, doch weder elektrisches Licht noch zu heizen. Nur meine Petroleumlampe verbreitete ein kleines bißchen Wärme. Lebte von ca. 150 DM im Monat. Vorwiegend finanziert durch Illustrationen in der Neuen Zeitung. Den Kontakt verdankte ich Bruno E. Werner. Feuilleton-Chef des renommierten Blattes. (In dem neben mir Paul Flora, Bele Bachem und Ernst Weil zeichneten.)
1951 ging ich nach Hamburg. Jedoch lange noch enge Kontakte nach München, verschiedene Ausstellungen, von Gustl Böhlers Ophier über Galerie Otto Stangel bis zu Günther Franke, und zur Ausstellung der ZEN49-Gruppe. Aufenthalte im münchennahen Franz-Marc-Haus in Ried.
Seit 1951 male ich in Hamburg (mit Ausflügen in südliche Gefilde). Versuche bis heute, dem Bild das mir vorschwebt, in ungezählten Angängen näherzukommen.
Was hat mich zum Maler gemacht, was zur Malerei getrieben?
Es war der Drang, mich auszudrücken. Auszudrücken über das hinaus, was mit Worten und Gesten mitteilbar ist. Mit Farbe und Form Zuständlichkeiten, Gestimmtheiten, Weltsicht, Weltentwürfe und Träume zu artikulieren, die sich dem verbalen Ausdruck entziehen. Mich und meine Welt in Bildern wiederzufinden. Wobei die Grenze zwischen gegenständlicher und ungegenständlicher Malerei für mich schon immer belanglos war. Der Maler weiß ja, wie wenig Striche genügen, aus einem abstrakten Bild ein gegenständliches zu machen - ohne die malerische und formale Substanz wesentlich zu verändern. Sowieso stammten meine großen Leitsterne aus gegensätzlichen Bereichen: einerseits Max Beckmann, andererseits Paul Klee. Daran hat sich bis heute nichts geändert, außer: Picasso und Max Ernst haben ein wenig später die Corona vervollständigt.
Das Feld, das diese historischen Figuren eröffneten, ist geräumig genug, um mit eigenen Mitteln und eigenen Formulierungen das Meine auszudrücken. Gerne bekenne ich mich dazu, in der Tradition dieser Meister zu stehen.
Die Revolution, die sich in den Bildenden Künsten anfangs unseres Jahrhunderts vollzog, ist nicht wiederholbar. Und eine permanente Revolution ist, schon vom Begriff her, ein Unding. Originalität ist etwas ungleich Differenzierteres und Gewichtigeres als die Herstellung (anscheinend) neuer, spektakulärer Maschen. Originalität läßt sich überhaupt nicht herstellen, schon gar nicht erzwingen. Sie ist eine Gabe, das Talent, das unverwechselbar Eigene zum Ausdruck zu bringen. Man hat sie, oder hat sie nicht: die Fähigkeit, den eigentümlichen Blick auf Menschen und Dinge und Welt ins Bild zu bringen. |